Die Schlange, Das Krokodil Und Der Tod by Elizabeth Peters

Die Schlange, Das Krokodil Und Der Tod by Elizabeth Peters

Autor:Elizabeth Peters [Peters, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783548257365
Herausgeber: Ullstein


Ich hatte unsere ungebetene Besucherin sich selbst überlassen, da sie angedeutet hatte, daß sie sich nicht nach meiner Gesellschaft sehnte. Soweit ich wußte, war sie in ihrer Kabine geblieben. Das Essen wurde ihr gebracht, und Cyrus bestand darauf, ihre Tür nachts verschlossen zu halten. Doch an diesem Abend entschied ich, daß ich es nicht länger hinausschieben durfte, ein ernstes Wort mit der jungen Dame zu reden. Ich hatte gehofft, Emerson würde sie befragen wollen, aber bislang war es nicht dazu gekommen. Inzwischen war mir seine Absicht klar. Schon seine Ankündigung, er werde sich nicht um Vincey scheren, ehe dieser nicht wieder einen Anschlag auf ihn unternähme, hatte ich auf Anhieb als faustdicke Lüge entlarvt. »Wenn er wieder auftaucht, knöpfe ich ihn mir vor«, waren seine Worte gewesen. Also ging er davon aus, Vincey würde wieder auftauchen, damit er ihn sich vorknöpfen konnte. Und damit es auch wirklich zu diesem Zusammentreffen kam, plante Emerson, das sichere Hausboot zu verlassen und irgendwo in der Wüste sein Lager aufzuschlagen – das hieß, sich wie eine Ziege, die man für den Tiger an einen Pfosten bindet, selbst als Köder anzubieten. Offenbar hoffte er, Vincey würde noch einmal zuschlagen. Außerdem war mir klargeworden, daß Emerson immer noch nicht an die Verlorene Oase glaubte. (Wie ich zugeben mußte, wäre es mir genauso ergangen, wäre ich nicht tatsächlich dort gewesen.) Deswegen auch seine Anspielungen auf verborgene Gräber und Nofretetes Schätze. Ihm war jedes Mittel recht, um seinen Feind anzulocken und ihn zu einem Angriff zu provozieren. Und starrsinnig, wie er war, wollte er diesen Weg allein gehen, ohne sich mit uns zu beraten oder uns ins Vertrauen zu ziehen. Also hatte ich keine andere Wahl, als genauso zu verfahren, und da ich über Tatsachen informiert war, von denen Emerson nichts wußte und die er auch niemals zugegeben hätte, lastete die Bürde wieder einmal auf meinen Schultern.

Bertha saß am offenen Fenster. Die kühle Abendbrise blähte die Musselinvorhänge. Neben dem Bett brannte eine Lampe. In ihrem Licht erkannte ich, daß die junge Frau eines der Gewänder trug, die ich in einem Dorfbasar gekauft hatte. Es war schwarz – nur unverheiratete Mädchen kleiden sich bunt –, aber im Gegensatz zu ihrem eigenen Kleid sauber und nicht abgetragen. Sie wirkte wie eine riesige Krähe, die sich vor dem herannahenden Sturm zusammenkauert. Als sie sich zu mir umwandte, nahm sie die Hand vom Gesicht, das hinter einem Schleier verborgen war.

»Warum versteckst du dein Gesicht vor mir?« fragte ich und ließ mich auf einem Stuhl neben ihr nieder.

»Es ist kein hübscher Anblick.«

»Immer noch? Die Schwellungen sollten doch inzwischen zurückgegangen sein. Laß sie mich einmal ansehen.«

»Ich brauche Ihre Medizin nicht, Sitt Hakim. Nur Zeit … wenn Sie sie mir geben wollen.«

»Zeit, damit dein Gesicht heilt, gebe ich dir gern. Was aber andere Dinge anbelangt, lautet die Antwort nein. Nicht, solange der Vater der Flüche noch in Lebensgefahr schwebt.«

»Und auch Sie, Sitt Hakim.« In ihrer Stimme lag ein seltsamer Ton, als ob sie beim Sprechen lächelte.

»Ja, wahrscheinlich, Bertha« – ich stolperte immer noch über diesen unpassenden Namen.



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